Donnerstag, 7. August 2014

Januar - März 1982

Am 2. Januar wurde ich 14 Jahre alt.
Vieles ändert sich nun in meinem Leben. Während früher die Aktivitäten meist familienbezogen waren, beginne ich, mein eigenes Leben zu führen. Immer präsenter sind die eigenen Erinnerungen an die Zeit.
Die nächsten Jahre sind für mich die prägendsten in meinem Leben.
Aber auch sonst gab es Veränderungen. Die Anzahl der Familienfotos (bzw. Fotos, die mein Vater von der Familie schoss) nahm ab, die von mir selbst geknipsten mit meiner neuen Tizer Can Camera 110TX Coca-Cola nehmen zu.
Durch die wenigen Fotos, aber auch dadurch, dass man sich mit zunehmendem Alter nicht mehr ganz so stark verändert, finde ich es immer schwieriger, die Fotos den Jahren zuzuordnen.

1982 würde ich als das Jahr des Anime (und Manga) bezeichnen. Ich kaufe viele Manga wie auch regelmäßig (monatlich) die Anime-Zeitschrift "The Anime" und fange an, mein Zimmer mit Anime-Postern vollzuhängen. 
"Ginga Tetsudô 999", "Sennenjô", "Godmarz", "Xabungle" waren zu der Zeit meine Lieblingsserien, wobei der Hauptcharakter von Godmarz mein erster großer Schwarm war. :-D

Am 3. Januar fährt mein Bruder ins Skilager.
Dann, am 7. Januar klingelt das Telefon. Meine Stiefoma aus Deutschland hat traurige Nachrichten. Der Opa ist letzte Nacht gestorben. Ein großer Schock für meinen Vater.

Die Kirchengemeinde meines Vaters sammelt Geld und ermöglicht ihm dadurch, nach Deutschland zu fliegen.
Und so geht es für meinen Vater am 10.01.82 um 21:30 Uhr mit British Airways los.
Der Flug geht wie damals üblich über Anchorage (Zwischenstopp zum Auftanken) nach London, dann nach Frankfurt und von dort nach Berlin. Geplante Ankunftszeit Montag 11.01. um 13:55 Uhr.
So hat mein Papa noch einen Tag Zeit bis zur Beerdigung am 12.01.

Doch es kommt anders. Die Maschine meines Vaters hat einen Motorschaden, wodurch mein Vater einen Tag in Anchorage hängenbleibt.

Es ist der 12.01. Die Beerdigung ist um 11:00 Uhr vormittags. Mein Vater landet um 16:10 in Tegel. Es ist ein harter Schlag für ihn, es nicht rechtzeitig zur Beerdigung geschafft zu haben. Sehr hart. Auch heute fällt es ihm noch schwer, darüber zu reden.


Am 22.1. fliegt er wieder von Tegel ab zurück nach Tokyo, wo er am 23.01. landete.

Der Verlust des deutschen Opas war für mich nicht so schwer wie der meines japanischen Opas.
Vielleicht wegen der Entfernung, vielleicht, weil die Bindung nicht so intensiv war.
Aber als mein Vater aus Deutschland zurück nach Hause (in Japan) kam, musste ich bitterlich weinen. Ich weinte, weil ich meinen Papa verloren hatte. Und ich weinte viele Tage lang.
Ich erkannte meinen Vater nicht wieder. Er war so anders. Wo war der fröhliche Papa hin, so wie ich ihn kannte? Es dauerte sehr lange, bis ich mich mit dem "neuen" Papa anfreundete.

Am 29.1. gab es Halbjahreszeugnisse. Ich habe mal meins rausgekramt, da ich sonst so wenig Fotos für diesen Post habe.


Anfang des zweiten Schulhalbjahres bekam ich meinen ersten Liebesbrief (die Karte mit den Rosen und Herzen, die ich in der 3. Klasse bekam, zähle ich mal nicht).
Und eines Nachmittags, ich war mal wieder die letzte beim Gehen, setzte sich besagter Junge neben mich. Ich weiß noch, dass ich mich ganz unwohl fühlte. Und ich hatte absolut keine Ahnung, was er wollte.
Ich war zu der Zeit wirklich noch ganz unreif. Ich verstand das alles nicht.
So weit ich mich erinnere hatte ich noch nicht einmal meine Tage.

Am 11.02. habe ich meine Geburtstagsfeier abgehalten. Ich habe von jeder meiner Geburtstagsfeiern Fotos. Nur von dieser besitze ich keine. Sicher war mein Papa nicht in der Stimmung dazu.
Aber ich kann mich noch erinnern, dass ich einen Zettel in meiner Jackentasche fand. Eine Einladung zu einem Date von diesem Jungen. Er wollte sich heute mit mir treffen. Keine Ahnung, wie lange der Zettel schon in meiner Tasche war. Und keine Ahnung, ob ich hingegangen wäre, wenn ich Zeit gehabt hätte.
Ich denke, eher nicht. Was aber nichts mit dem Jungen zu tun hatte. Den fand ich nett.

Zum Valentine's Day bekam ich von ihm eine richtig feine Schokolade. Mmh, war die lecker. Das weiß ich noch. :-D

Eine Klassenkameradin, groß und kräftig gebaut, kam auf mich zu. Sie gestand mir, dass sie den Jungen, der kleinste Junge in der Klasse, mag.
Also wollte ich etwas Gutes tun und schrieb dem Jungen einen Brief.
"Hallo X, die Y mag dich. Dann hab einfach sie gern. Dann passt das."
Nun ja so ähnlich etwa.
Ich glaube, daran kann man gut erkennen, dass ich von Liebe zu der Zeit noch absolut keine Ahnung hatte.
Ich verstand auch nicht, warum der Junge plötzlich so abweisend zu mir war. Hatte ich  den beiden nicht geholfen?

Ende März beginnt die Reisezeit.
Am 20.3. fährt mein Vater von der Kirche aus mit einer Gruppe nach Fukuoka.
Vom 29.3. -31.3. ist meine Schwester auf Klassenfahrt und
vom 28.3. - 2.4. bin ich auf Klassenfahrt.

Aber wo waren wir auf Klassenfahrt? Waren wir in der achten Klasse schon auf Kôzu-Shima? Wir waren auf jeden Fall in der 9. Klasse auf Kôzu-shima und wir sind zweimal da gewesen. 8. + 9. Klasse oder 9. Klasse + 10. Klasse? Ich weiß es nicht mehr. Aber wenn ich mir die Fotos anschaue, könnte es schon der Fall sein.
Auf jeden Fall waren wir auf einer Insel.

Kôzu-shima ist eine vulkanische Insel. Ein paar von uns sind auf den Berg, also den Vulkan gestiegen.
Die Fotos sind mit meiner Pocket Can Kamera geknipst. Daher die schlechte Qualität.


Oben auf dem Berg war es sehr, sehr windig. Als meine Freundin die Aussicht fotografieren will, hat unsere Lehrerin Angst um sie und hält sie fest. Das wiederum musste ich unbedingt knipsen. :-D

Das weiße auf dem unteren Foto ist Asche bzw Sand aus Asche. Keine Ahnung wie das fachlich korrekt heißt.


Uff. Ich hatte ganz vergessen, wie mühselig es ist, Zeugnisse der Vergangenheit zu finden, Bilder zuzuordnen, Erinnerungsbruchstücke zusammenzusetzen und diese "damals"-Posts zu schreiben.

Eine Sache zu dieser Zeit fand ich noch in einem der vielen Briefe. Ich habe wohl meiner Freundin in Deutschland geschrieben, dass ich mich in meiner Klasse als Außenseiter fühlte. Mit noch zwei anderen Mädchen zusammen.
Nun, bei den anderen war ausgehen, shoppen, das andere Geschlecht das große Thema.
Da konnte ich weder finanziell noch entwicklungsmäßig mithalten.
Man darf nicht vergessen, dass ich auf einer Auslandsschule war, wo die meisten Kinder aus finanziell (und gesellschaftlich) gut gestellten Familien kamen.
Auch war ich nie jemand, der mit der Masse schwamm, bzw so der Gruppenmensch. Und Schule war für mich eh nebensächlich. Mein Leben spielte sich außerhalb der Schule ab.
Ich hatte meine Freundinnen und kam mit allen gut klar.

Aber wenn ich so Filme/ Serien anschaue, wo die Teenies oder auch Twens zusammen ausgehen, auf Parties gehen, etc, habe ich schon das Gefühl, was verpasst zu haben.

2 Kommentare:

  1. Ich liebe diese Posts!

    Ich habe den Post schon die Tage gelesen und komme erst jetzt zum kommentieren.
    Also, ich kann verstehen, dass es deinem Vater schlecht gegangen sein muss.. Sowas ist schon sehr hart. Ich will gar nicht wissen, was in der selben Situation in mir vorgehen würde... Das ist so traurig :'(

    Ich habe mich damals in der Schule auch als Außernseiter gefühlt. Ich habe nie gemacht was die große Masse so getrieben hat. Ich bin heute noch so, dass ich nicht wirklich viel ausgehe und Parties sind gar nicht mein Fall. Fühle mich heute noch oft anders und einsam. Aber so bin ich nun mal. So wie du eben auch du bist. Und das ist gut so.

    Lieben Gruß,
    Jade

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  2. Ich freue mich auch, dass es endlich wieder mal einen "Japan damals"-Post gibt.
    Auch wenn nicht so viele Fotos dabei sind, fand ich ihn mal wieder sehr interessant.
    Dass es in dem Alter nicht mehr so viele Fotos von einem selbst gibt ist glaub ich ganz normal, von mir gibt es auch kaum Fotos, als ich 14 war...ist vlt. auch besser so ;)
    Ich hab mich in der Schule besonders in der Pubertät auch abgegrenzt von den anderen, die waren mir zu "uncool" und ich wollte zu dieser Zeit sehr stark gegen den Strom schwimmen.
    Ich bin dann viel mit meiner Freundin und deren älteren Schwester unterwegs gewesen mehr mit älteren, Leute, insbesondere Jungs in unserem alter waren langweilig xD
    Wenn ich manchmal irgendwem über diese Pubertätsjahre erzähle spreche ich spaßeshalber über meine "rebellische" Zeit xD
    Naja ich freue mich über weitere "Japan damals"-Posts und bin gespannt, was du noch so alles an Erinnerungen und Fotos heraus kramst.

    Liebe Grüße

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