Mittwoch, 18. Januar 2012

Es war einmal ...

In Tokyo wohnten wir in einem großen herrschaftlichen und alten Haus, das der amerikanischen Mission gehörte. Der Missionar, der da mal wohnte, ließ an das zweistöckige (Erdgeschoss + ein weiteres Geschoss) japanische Haus noch einen Flügel anbauen, in dem unten das Arbeitszimmer und oben ein westliches Badezimmer untergebracht waren.
Als wir das Haus das erste Mal besichtigten, lag überall eine dicke Staubschicht rum und alles war voller Tierchen und Spinnenweben. Brr.
Kam man ins Haus rein, befand man sich erst einmal im Genkan, wo man sich die Schuhe ausziehen musste. Dann eine Stufe höher war man im Vorraum, wo die Hausschuhe zum Reinschlüpfen stehen. Von dort aus ging es einmal rechts ab in einen Flur und einmal geradeaus weiter ins Durchgangszimmer. Das Durchgangszimmer hatte einen Oshiire, also einen eingebauten Wandschrank, und dort stand auch ein Spiegel. Der Raum diente zum Jacken und Taschen ablegen bzw anlegen.
Durchquerte man dieses Zimmer stieß man auf einen Flur, der waagerecht vorbeiführte. Geradeaus weiter kam man ins Esszimmer, rechts ging es zur riesengroßen Küche (zwischen Küche und Esszimmer gab es eine Durchreiche) und links ging es zu einer Glastür, die zum Wohnzimmer führte.
Zwischen Esszimmer und Wohnzimmer gab es keine Wand, sondern zwei Schiebetüren, die meist offen standen. Im Wohnzimmer stand der Ölofen, der das ganze Haus beheizte. In den oberen Zimmern hatten wir zusätzlich noch kleine Gasheizungen.
Damit der Ofen die oberen Zimmer mit beheizen konnte, waren in der Decke, bzw im Boden der oberen Zimmer Schächte mit Gittern angebracht, durch die die warme Luft nach oben ziehen konnte.
Das Wohnzimmer war riesengroß (auch für deutsche Verhältnisse). Der flur hinter der glastür ging noch weiter bis zur anderen Raumseite, wo eine Tür zum Garagen-Vorraum führte. Früher gab es zwischen Flur und Wohnzimmer auch japanische Schiebetüren wie auf dem Bild Hier.Von der Decke hingen die Balken runter und große Leute hatten so ihre Probleme. Zum Glück waren wir alle kleiner als 1,70 m, so störte uns das nicht weiter.
Im Wohnzimmer gab es auch eine Nische: die Tokonoma, die ziemlich genauso aussah wie auf dem Wiki-Bild.
Die Wohnzimmerseite mit dem Flur hatte eine durchgängige Fensterfront. Eigentlich eher Glas-Schiebetüren, die man bei gutem Wetter zur Seite schieben konnte. Damals hätte es wohl so ausgesehen wie auf diesem Bild hier. Bei Unwetter gab es Holzschiebetüren, die man davor schieben konnte.
Die gegenüberliegende Seite des Wohnzimmers bestand aus Papier-Schiebetüren wie auf dem Tokonoma-Bild rechts zu sehen ist.
Auch das Esszimmer hatte an der Seite Papierschiebetüren. Wir Kinder haben es trotz häufiger Ermahnungen immer wieder geschafft, beim Öffnen Löcher rein zu machen.
hinter diesen Papier-Schiebetüren befand sich ein weiterer Flur. Dazu gleich mehr.

Zuerst betreten wir den Garagen-Vorraum, der uns in erster Linie als Abstellzimmer diente. Links ging es raus bzw rein in die Garage. Rechts kam man zu dem Flur, der um die Ecke führte und dann hinter den Zimmern entlang führte.
Wir laufen also den Flur entlang, quasi wieder zurück nur auf der anderen Seite des Wohnzimmers, das sich nun zu unserer rechten befindet. Könnt ihr mir folgen?
Links vom Flur gehen weitere kleine Zimmer ab, die von uns nicht benutzt wurden. Diese Räume waren für die Bediensteten gedacht. Es gab auch ein extra Badezimmer (japanisch) und eine Toilette. Aber wie gesagt, von uns unbenutzt. Geht man den Flur weiter entlang am Esszimmer vorbei und biegt um die Ecke (nach rechts), befindet sich zur Linken ein Raum, in dem meine Mutter ihre Küchensachen lagerte oder ihre Kuchen kühl stellte. Schließlich gelangt man in die Küche, die so groß ist, dass in der Mitte noch ein großer Tisch Platz hat. Für meine Mutter zum Werkeln.
Rechts geht es wieder zu den Wohnzimmern, geradeaus geht es zu dem Lieferanteneingang mit Vorraum. So einen, wie man ihn auch aus dem Film "Tonari no Totoro" kennt. Hier mal ein Video.
Immer wenn ich den Ghibli-Film sehe, muss ich unweigerlich an unser altes Haus in Hatanodai, Tokyo denken.
Durchquert man diesen Raum gelangt man zum Flur, der nun quer vor einem liegt. Links geht es zum Gäste-WC, rechts geht es zum Eingangsbereich. Vom Flur links ab führt eine Tür in das Arbeitszimmer, ein Erkerzimmer. Gegenüber der Tür führt eine steile Treppe rauf in das Obergeschoss. Hier befanden sich die Schlafzimmer. Zuerst das meiner Eltern mit einer richtigen Tür. Dann kam meines, und zum Schluss eins, das sich mein Bruder und meine Schwester teilen mussten. Direkt über dem Durchgangszimmer befand sich das Bad im westlichen Stil mit Badewanne und Toilette im gleichen Raum. Daran schloss sich eine Terrasse (über dem Arbeitszimmer liegend) zum Wäsche aufhängen.

Leider gibt es nicht so viele Bilder vom Haus. Ich werde mal meinen Vater fragen, ob er noch welche hat.

Hier jedenfalls mal einige Impressionen. Verzeiht die Qualität. Die Fotos sind schon über 30 Jahre alt.

03.01.1978, die Wohnzimmerfront
Mein Bruder am Eingang
Mein 16. Geburtstag, im Wohnzimmer
Geburtstagstisch im Wohnzimmer mit Blick ins Esszimmer

Und noch ein paar Bilder nach einem Taifun im Oktober 1979 habe ich gefunden:

Blick auf die Garagenzufahrt und das Badezimmer oben
Blick auf Garagenzufahrt und Vordergarten
Vordergarten
Blick auf Wohnzimmerseite/ Ecke Badezimmer oben
So. Das war es fürs erste. Der Scanner macht einen guten Dienst. Mal sehen, was ich sonst noch so alles auskrame für mein neues Label "damals".^^

5 Kommentare:

  1. ich bin zwar etwas verwirrt ob der vielen flure^^ aber es hört sich toll an!...du warst ja soooo niedlich mit 16!
    ein tolles haus...zumindest hört sich das so an^^

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  2. :) Vielen Dank für diesen tollen Einblick, liebste Mari. :)
    Und ich muss nicekitty zustimmen, sehr niedlich!

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  3. so ein washitsu hab ich iwie auch im kopf wenn ich ans einrichten meines zimmers/zukünftige wohnung denke^^
    wow soo viel platz hattet ihr früher! und das haus scheint auch wunderschön gewesen zu sein! so war es also 'damals'...
    man konnte im geiste fast deiner 'führung' folgen^^

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  4. Ach wie toll :D Ich mag alte Fotos, die müssen so aussehen ;)

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  5. Süß! Mehr Bilder aus den Zeiten! :D Wow...

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